Freunde Neuköllns in Usti nad Orlici

Die Freude Neuköllns machten die – mittlerweile traditionelle – Reise in die Neuköllner Partnerstadt Ústí nad Orlicí. Diesmal hatten wir eine besondere Überraschung im Gepäck.

offizielle Begrüßung

Foto: von links: M. Herrmann (Freude Neuköllns e. V.), M. Hikel (Bürgermeister Neukölln), P. Hajek (Bürgermeister Usti n. O.), R. Urbánek (Museumsdirektor)

Neuköllner Ausstellung in Ústí

Neukölln im Ersten Weltkrieg“: diese Ausstellung des Mobilen Museums Neukölln wurde erstmals im Ausland präsentiert. Zu Pfingsten wurde sie von den Bürgermeistern Petr Hájek (Usti n. O.) und Martin Hikel (Berlin-Neukölln) im städtischen Museum in der Villa Hernychova eröffnet. Autor ist der Historiker Henning Holsten, Übersetzerin Veronika Patočková. Ermöglicht hatten dies die „Freunde Neuköllns“ unter Anderem durch die Herstellung einer Übersetzung und den Transport.  sich: „Nach zwei Ausstellungen über Usti im Ersten Weltkrieg und zur Zeit der Staatsgründung 1918/1919 aus tschechischer Perspektive ist jetzt ein ganz anderer Blick auf diese Epoche möglich,“ freute sich Museumsdirektor Radim Urbánek.

Historische Perspektive

Tatsächlich war die Situation der Deutschen und der Tschechen im Ersten Weltkrieg und dessen Folgen grundverschieden:

Gemeinsames Ergebnis des Weltkrieges war bei beiden Völkern, dass sie mit verkrusteten Monarchien Schluss gemacht haben; und beide haben erstmals demokratische Staaten aufgebaut. Hier enden allerdings die Parallelen. Während die Weimarer Republik später von innen zerstört worden war, wurde die Erste Tschechoslowakische Republik vor allem von außen beseitigt.

Im Ersten Weltkrieg standen die Tschechen und Slowaken manchmal auf beiden Seiten der Front: Die Mehrheit der rekrutierten Soldaten stritt brav, wenn auch ohne Begeisterung – wie anfänglich bei vielen Deutschen – für den österreichisch-ungarischen Kaiser und König. Die unterschwellige Distanz verkörperte wie kein anderer der Prager Rekrut Josef Schwejk. Ein kleiner Teil der Soldaten kämpfte hingegen sogar in Einheiten der russischen, französischen und italienischen Armeen – den sog. „Tschechoslowakischen Legionen“ – gegen den ungeliebten Habsburgerstaat.

Ende 1918 sahen sich die Tschechen und Slowaken auf der Seite der Sieger: nach den „Zeiten der Finsternis“ („doba temna“) seit dem Dreißigjährigen Krieg konnten sie endlich ihren Nationalstaat gründen. Der Vertrag von Versailles war aus Sicht der meisten Deutschen ein ungerechter Frieden, ein Diktat, für die Tschechen hingegen ein Glücksfall, der freilich militärisch und diplomatisch hart erarbeitet worden war.

Zuhörer bei der Ausstellungseröffnung

Medienecho

Die Ausstellung erzeugte ein großes regionales Echo in Tschechien. So berichtete der regionale Fernsehsender OIK TV darüber:
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Ebenso berichtete die Zeitung („Orlicky Denik“ ) mit einem Artikel von Iva Janoušková über die Ausstellung:
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Auch die Stadtverwaltung und das Museum veröffentlichte einen Bericht über die städtepartnerschaftliche Aktivität.
Stadtverwaltung von Usti nad Orlici: Beitrag
Städtisches Museum von Usti nad Orlici: Beitrag

Freunde Neuköllns in Cerma

Den ganzen Sonntag verbrachten die Gäste aus Neukölln mit den Mitgliedern der „Freunde Neuköllns“, dem Partnerschaftsverein von Horni Čermna.

Unter anderem wurde das letztes Jahr erneuerte Kriegerdenkmal besichtigt. Es führt als Opfer des Ersten Weltkriegs gefallene Soldaten, darunter auch zwei Legionäre auf, im Zweiten Weltkrieg hingegen getötete Widerstandskämpfer und in Zwangsarbeits- oder Konzentrationslagern umgekommene Einwohner. Oben thront der böhmische Löwe

Krieger-Denkmal